
Werkzeugmaschinenbau in Zeulenroda-Triebes
190 Jahre Technikgeschichte und Technikentwicklung
150 Jahre Bau von Schneid- und Umformmaschinen der spanlosen Formgebung
Meine Leistungen
Im Städtischen Museum Zeulenroda und auch in der Sammlung des Freundeskreises Werkzeugmaschinenbau fanden sich eine Fülle von Unterlagen und Materialien, so dass eine erste Aufgabe in deren Sichtung und historischer Bewertung bestand. Im Zuge dessen konnte ich die interessantesten und relevantesten Informationen sichern und strukturieren. Gespräche mit Zeitzeugen vervollständigten manches Bild und lieferten weitere wichtige Fakten für den Text. Anschließend ordnete ich die Abbildungen den Kapiteln zu und übergab das Material für die Arbeiten an Drucksatz und Layout an Peter Männig. Zum 150. Betriebsjubiläum der Zeulenroda Presstechnik GmbH liegt damit nicht nur eine weitere Chronik, sondern gleichzeitig eine kleine Geschichte des Werkzeugmaschinenbaus in Zeulenroda vor.
Leseprobe
Innungsregeln versus Innovation
Bereits die Herstellung der Lichtmaschinen war in Hinblick auf die traditionellen Innungen eine schwierige Gratwanderung gewesen, fiel diese neue Erfindung doch gänzlich aus sämtlichen bekannten Rahmen. Während die Gehäuse in Drechslerarbeit entstanden, war für das Fertigen des Fußes erst Tischler- und wenig später Gürtlerarbeit notwendig.
Eifersüchtig wachten die Vertreter der einzelnen Innungen darüber, dass die entsprechenden Arbeiten nur von Innungsmitgliedern durchgeführt wurden. So wirkten die ehemals fortschrittlichen Innungsordnungen inzwischen wie ein Hemmschuh, der Begabung und Geschicklichkeit der Handwerker in engen Schranken hielt und innovative Ansätze behinderte. Eine Entwicklung, die den deutschen Werkzeugmaschinenbau hinter dem angelsächsischen zurückbleiben ließ.
Die Söhne Moritz und Viktor
Carl Kneusels ältester Sohn Moritz erwarb als 24-jähriger im Juni 1862 nicht nur das Meisterrecht der Drechsler, sondern auch das der Tischler und Glaser. Sein jüngerer Bruder Victor erlernte das Schlosserhandwerk. Beide waren schnell mit allem Praktischen im väterlichen Unternehmen vertraut. Von klein auf geschäftstüchtig und ideenreich, gelang es ihnen außerdem, den Senior mit ihrem Enthusiasmus anzustecken.
1866 erfolgte die handelsregisterliche Eintragung des Unternehmens mit Carl Traugott und Carl Moritz Kneusel als Inhaber. Im Januar 1869 trat Viktor Kneusel, 25-jährig, als Mitinhaber in die Firma ein.
Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts standen die Zeitgenossen staunend vor dem Neubau der Kneuselschen Lampenfabrik, dem Dampfmaschinenhaus und der zugehörigen Eisengießerei. Schon 1868 war die Fabrikation im vollen Gange. Nun waren es nicht mehr allein Lampen, die die Fabrik verließen, seit 1869 entstanden erste Blechbearbeitungsmaschinen.
Die Entwicklung zum Werkzeugmaschinenhersteller war damit abgeschlossen. Aufbauend auf ihren Erfahrungen und dem beträchtlichen Vorsprung an Wissen durch die Arbeit an den Feuerzeugen und Lampen, ging Carl Kneusel gemeinsam mit seinen Söhnen diesen, für die Firma und die Region gleichermaßen, bedeutsamen Schritt.
Grundsteinlegung für den Maschinenbau in Zeulenroda
Mit dieser Art Fabrikation standen Kneusels übrigens nicht allein, denn auch Carl Huldreich Eisenach begann im gleichen Jahr mit der Fertigung von Maschinen. Das Produktionsprogramm umfasste allerdings keine Werkzeugmaschinen, sondern Dreschmaschinen, Göpel, Häcksel-, Rübenschneid- und Schrotmühlen. Die beiden Fabrikanten gelten somit als die Väter des Zeulenrodaer Maschinenbaus.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach Krieg und Reichsgründung ließ die Produktion im Lampen- wie im Maschinenbaubereich in ungeahnte Höhen steigen. Als der Firmengründer Carl Traugott Kneusel zu Beginn des Jahres 1874 für immer die Augen schloss, wusste er sein Unternehmen bei seinen Söhnen in den allerbesten Händen.
