
Die Erfurter Teigwaren GmbH. Deutschlands erster Nudelmacher. Eine Firmengeschichte seit 1793
erschienen im Dezember 2011
168 Seiten, nicht im Handel
“Frau Männig hat bei uns eine Firmenchronik erstellt, die über 200 Jahre umfasst. Sie hat bei der wissenschaftlichen Forschung in historischen Firmendokumenten und Archiven die Geschichte der Firma umfassend und detailliert analysiert und in einem tollen Buch zusammengefasst. Es muss betont werden, dass Frau Männig das Buch nicht als langweiliges Geschichtsbuch geschrieben hat, sondern vielmehr die Verbindung geschafft hat zwischen spannender Erzählung und Tatsachenbericht. Abgerundet wurde das Ganze durch das Einbinden persönlicher Erfahrungen unserer Mitarbeiter und Rentner, die sie in persönlichen Gesprächen interviewte. Zu guter Letzt hat Frau Männig auch das Layout des Buches gestaltet, die notwendigen Fotoarbeiten koordiniert und teilweise selbst durchgeführt. Als Fazit kann man nur sagen: Vielen Dank für ein echt tolles Buch!”
Gerhard Gabel, Geschäftsführer der Erfurter Teigwaren GmbH
Wie kaum irgendwo sonst lebten und leben die Erfurter mit ihrem Fluss. Es kann kein Zufall sein, dass gerade hier die Nudelherstellung ihren Anfang und Aufschwung nahm. Im Mahlen des Weizens zu Mehl, zu Grieß oder Dunst hatten die Erfurter Müller schließlich Erfahrung, die sich (unter französischem Einfluss) mit Geschick und Geschäftstüchtigkeit ausbauen und nutzen ließ. Gerade die Mechanisierung der Produktion durch den Einsatz der Wasserkraft musste die Mühlen in den Fokus der Produzenten rücken lassen. Sowohl das Kneten der Rohstoffe als auch das Pressen des Teiges waren mit dem Einsatz der Wasserkraft, wie sie in Mühlen geschah, viel leichter und effizienter möglich.
Den Weg von der handwerklichen, über die fabrikmäßige bis hin zur heutigen technisierten Nudelfertigung in Erfurt zeichnet die Chronik nach.
Meine Leistungen
Im Stadtarchiv Erfurt konnte ich den umfangreichen Nachlass der ehemaligen Eigentümerfamilie auswerten und einen detaillierten Einblick in die Geschehnisse besonders der letzten Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit gewinnen. Firmeninterne Quellen aus dem zu Ende gehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert hatten sich im Archiv des Unternehmens erhalten und gaben Auskunft über mancherlei Zahlen und technische Fakten. Auch in anderen regionalen Archiven fanden sich interessante Unterlagen zur Auswertung. Die jüngere Vergangenheit recherchierte ich in zeitgenössischen Fachzeitschriften und Zeitungen sowie in zahlreichen Zeitzeugeninterviews.
Entstanden ist ein reich bebildertes Buch voll Geschichte und Geschichten, das in seiner Gestaltung beispielhaft die Philosophie des Unternehmens aufgreift.
Leseprobe
Die Konsum-Teigwarenfabrik
Die Ära Nudel-North war zu Ende, doch die Produktion musste weitergehen. Leicht war das nicht, wie der langjährige Werksmeister Fritz Popp im November 1950 an Annie North schrieb. „Die Mauserei nahm zu“, und ihn machte man als einen Getreuen der alten Führung dafür verantwortlich. Seitdem er die Anträge für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und für die Opfer des Faschismus (O.d.F.) für seinen Dienstherrn unterschrieben hatte, galt er unter Teilen der Belegschaft als „Kapitalistenknecht“. Die Betriebsleitung, die in den Händen einer ungelernten Arbeiterin lag, war jedoch auf seinen Sachverstand und seine Erfahrungen angewiesen, denn die Sowjetische Militäradministration verstand keinen Spaß, wenn die Versorgung mit Nahrungsmitteln ins Stocken geriet. Er war als Fachmann unabkömmlich.
Anfang 1950 setzte er die Ablösung der Betriebsleiterin durch, hatte nun aber „selber die Partei, die Gewerkschaft, die Russen auf dem Hals“. Popp suchte sein Heil in der Flucht nach Berlin, war aber nun stellenlos und bat Annie North, bei einer Teigwarenfabrik in Gütersloh eine Arbeit für ihn zu finden.
Am Erfurter Standort der Teigwarenfabrikation begann inzwischen die volkseigene Produktion anzulaufen. Stoff für neue Fahnen hatte man schon erworben, und die Maifeier 1946 ließen sich die neuen Eigentümer fast 1.000 RM kosten.
