Süße Verführung
Komet Geschichte(n)
Meine Leistungen
Das kleine Buch entstand im Sommer 2009 im Auftrag des BuchVerlags für die Frau. Zur Recherche reiste ich nach Großpostwitz und führte lange, interessante und sehr angenehme Gespräche mit dem Firmeninhaber und mit Familienmitgliedern.
Einige der empfohlenen Rezepte wurden vor der Veröffentlichung von mir zur Probe nachgekocht.
Leseprobe
Die hohe Zeit der Nudelproduktion in der Lausitz ging in den fünfziger Jahren ihrem Ende zu. Der durch den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 erzwungene „Neue Kurs“ brachte es mit sich, dass nun vermehrt Hülsenfrüchte und auch Reis ins Land kamen. Wer konnte es den Menschen verdenken, dass sie sich darauf stürzten und Nudeln links liegen ließen. Jahrelang hatten sie Nudeln und Trockengemüse gegessen. Den meisten hing das nun zum Halse heraus. Der Pro-Kopf-Reisverbrauch stieg zwischen 1955 und 1960 von 1,3 auf 2,4 Kilogramm jährlich an, pegelte sich aber in den folgenden Jahren bei knapp 2 Kilogramm ein. Etliche Betriebe stellten deshalb die Eierteigwarenproduktion ein und machten dicht. Für den Familienbetrieb kam das überhaupt nicht in Frage. Doch auch hier gingen die Produktionsmengen dramatisch zurück. Für neue Technik war kein Geld da. Die Mischmaschinen für Mehl und Ei mussten irgendwie umgenutzt werden, soviel stand fest. Doch fehlte die zündende Idee.
Und dann kam eines glücklichen Tages im Westpäckchen von Tante Else ein Tütchen Eispulver nach Großpostwitz. „Das wäre doch was“, dachten sich Gerolf Poehle und seine junge Frau Regina. Das Pulver schmeckt nicht übel. Auch angerührt mit Milch war es schon eine leckere Erfrischung, und als Eis natürlich erst recht. Und weil Eis viel mehr zu den Leidenschaften Gerolf Poehles zählt, als es Nudeln je gewesen waren, reifte die Idee, es mit der Eispulver-Produktion zu versuchen. Doch wie sagt Poehle in seiner sympathischen Geradlinigkeit: „Wir hatten doch keene Ahnung“. Trotzdem, oder gerade deswegen, versuchten sie es.